Das Haus

Das Haus Glaser

Historie

Das Haus Glaser wurde im späten 19. Jahrhundert als Villa im italienischen Stil in der Südvorstadt von Dresden an der Ausfallstrasse ins Erzgebirge von einem wohlhabenden Industriellen gebaut.
In den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde es unter dem jüdischen Anwalt und Mäzen Dr. Fritz Salo Glaser zu einem Treffpunkt der künstlerischen Avantgarde. So waren etwa fast alle Mitglieder der Künstlervereinigung „Dresdner Sezession 1919“ in seiner Sammlung vertreten: Wilhelm Lachnit, Otto Griebel, Gela Forster, Schmidt-Rottluff, Conrad Felixmüller, Ludwig Godenschweg, Paul Klee, Emil Nolde, Oskar Kokoschka oder Otto Dix um nur wenige zu nennen. Sie trafen sich alle in seinem Haus zu Künstlergesprächen, Führungen, Vorträgen und wurden persönlich von Glaser durch Ankäufe ihrer Kunstwerke unterstützt. Der Kunsthistoriker Will Grohmann begleitete von Anfang an die Vereinigung, die auf die neue expressionistische Formensprache der Dresdner Künstlergruppe „Die Brücke“ aufbaute und deren Hauptgrundsätze waren: Wahrheit, Brüderlichkeit und Kunst. - In den Aufzeichnungen von Otto Griebel über das Haus Glaser als Anlaufpunkt für Künstler und Intellektuelle findet sich folgender Eintrag: „Das Haus zeichnete sich durch eine außerordentliche geistige Offenheit aus. Glaser als auch seine Frau fühlten sich den Künstlern derart verbunden, dass sie deren Leben ein Stückchen miterlebten“. Otto Dix galt als enger Freund des Hauses und der Familie. 1921 portraitierte er Fritz Glaser - heute im Museum of Modern Art in New York - und 1925 zusammen mit Frau und seinen zwei Kindern – jetzt in der Kunstsammlung des Dresdner Albertinum.

Die politischen Verhältnisse nach der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten zwangen Fritz Glaser wegen seiner jüdischen Abstammung und seines angeblich kommunistischen Hintergrunds zur Berufsaufgabe. Er musste sich als Wäschereiarbeiter und Gepäckträger durchmogeln und konnte sich und seine Familie, halb versteckt, halb geduldet, durch erzwungenes Verkaufen seiner als „entartet“ geltenden Kunstwerke vor dem Lebensruin retten. In den Wirren des Bombenangriffs der Alliierten auf Dresden am 13. Februar 1945 entkam er durch Flucht nur knapp der letzten Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt. Nach seinem Tod 1956 verkam zunehmend das „Haus Glaser“ und wurde erst nach der Wende seinem Sohn Prof. Dr. med. Volker Glaser übereignet, der es liebevoll grundsanierte.


Aufbruch in die Mitte Europas

Im Januar 2018 wurde das Haus von den Eheleuten Valentien erworben, um dort - gemäß der Idee eines Seminarhauses von Prof. V. Glaser, einst Mitbegründer des Zentralverbands der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin (ZAEN) - ihren Praxisbetrieb der Allgemeinarztpraxis dort fortzusetzen. Dadurch wird zugleich ermöglicht, dem ursprünglichen Ansinnen von Dr. Fritz Glaser eine bescheidene Hommage zu bieten, indem derAkademie Heilkunstund anderen Aktivitäten ein Haus bereitet wird, ein Ort des geistig offenen, lebendigen Dialogs zukunftsorientierter Fragen und Lösungsansätze. Dabei darf geschichtlich an die brisante Aufbruchszeit der 20iger Jahre des vorigen Jahrhunderts örtlich und vielleicht auch inhaltlich angeknüpft werden, im Sinne eines neuen Bewusstseins in Wissenschaft, Kunst und „Brüderlichkeit“.

Andreas Valentien

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